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Mathew James White „I´m thinking of you“

 Endlich ist es soweit! Singer-Songwriter Mathew James White kehrt mit einem neuen Studioalbum zurück. Zwar war der Neuseeländer in den vergangenen Jahres nicht untätig, so veröffentlichte er 2015 mit seiner Band Mpath das Album „Learning of life“ und sein erstes Solo-Livealbum „Songs from my Wohnzimmer“ gleich im Doppelpack, doch seit „528 hz“ sind inzwischen 6 Jahre vergangen. Da wurde es dann doch mal wieder Zeit für ein neues Studioalbum.

Das Warten hat sich jedoch gelohnt, zumal der Wahl-Berliner die Wartezeit mit seiner nahezu ständigen Livepräsenz auf angenehme Art verkürzt hat, denn der Fan wird nicht enttäuscht. Der Hobbygärtner ist seinem Stil treu geblieben und verwöhnt den Hörer wieder mit vielen tollen aber auch nachdenklich stimmenden Ohrwürmern.

Der Titeltrack ist seinem in Chile lebendem Bruder gewidmet. Obwohl die Brüder tausende Kilometer entfernt von einander leben, ist ihre Freundschaft so stark, dass diese ihnen nichts anhaben können. Dies wird im Chorus deutlich: “Don't forget that, when we're oceans from each other and the sun sets. If I'm not hanging with you brother just know, as sure as the wind blows, I'm thinking of you.”. Ein Song, der mit Streichern und mehrstimmigen Chorusharmonien veredelt von Herzen kommt und zu Herzen geht! Ein wunderschönes Stück Musik mit einer tiefen Botschaft.

Dass White ein besonderes Talent für Ohrwürmer hat, beweisen hitverdächtige Songs wie z.B. das rockige „You turn away from me“. Aber auch das an die eigene Kraft eines jeden Einzelnen appellierenden „You could be it“ versprüht mit seiner positiven Energie sofort gute.

„It took the weight off“, inspiriert durch das schöne Berliner Wetter im Oktober 2014, begeistert nicht nur mit seinem lyrisch hochwertigen und schönen Text sondern auch aufgrund der gesanglichen Meisterleistung des Musikers, besonders im Chorus. Man hat ihn bildlich vor Augen, den Sonnenaufgang. Eine wundervolle Hommage an die Sonne.

Beachtlich auch das Talent, die unterschiedlichsten Themen auf einzigartige Weise lyrisch in Szene zu setzen. Das trostspendende „Looking down at the ocean“ oder das positive anklingende „The ride of your life“ erstrahlen nicht nur in musikalischer Hinsicht in ihrer schönsten Form. Der Songschreiber lässt in seinen Liedern Bilder entstehen, die sich im Kopf des Zuhörers zu kleinen Sequenzen zusammensetzen, und sich so eine Art Film entwickelt. Der Hörer taucht somit regelrecht in die Songs ein. Mathew James White holt einen jeden gezielt da ab, wo Musik passieren sollte – direkt im Herzen! Das ist ganz große Songwriterkunst!

Der Sympathieträger mit der markanten Stimme weiß aber auch zu überraschen. So hat er z.B. bei „A girl called Chrissie“ dezente Country-Licks eingebaut und erstmals kommen auf dem gesamten Longplayer vermehrt Streicher zum Einsatz, die sein Mpath-Bandmate Martyn Phillips eingespielt hat.

Es ist sicherlich das bisher persönlichste Album des Songschreibers, mit dem er allgegenwärtige Themen wie Liebe, Glück, Hoffnung, Zuversicht aber auch Trauer und einen schmerzhaften Verlust verarbeitet. Dem Musiker gelingt es, all dies auf einem Album zu vereinen und wie aus einem Guss klingen zu lassen. Somit ist „I´m thinking of you“ ein ergreifendes und zeitloses Werk! White tritt abermals den Beweis dafür an, dass enthusiastischer Gitarrenpop und reifes Songwriting sich nicht ausschließen müssen. Der aus Hamilton stammende Sänger braucht sich mit seinen gefühlvollen und eingehenden Songs schon lange nicht mehr vor der Airplay-Konkurrenz zu verstecken. Den musikalischen und lyrischen Tiefgang, wie ihn uns der Neuseeländer darbietet, sucht man bei den meisten Musikerkollegen vergeblich. Der Longplayer besitzt, was viele Massenproduktionen vermissen lassen, nämliche eines - Seele!

Mathew James White muss sich nicht immer wieder neu erfinden um fantastische Musik zu machen – zum Glück! Er bleibt sich und seiner Musik treu und dafür lieben ihn die Fans! Dieser herausragende Songwriter, der mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben ist, besticht durch seine Bescheidenheit und Gutherzigkeit! Es bleibt dabei: Er wird mit seinen Songs nicht die ganze Welt verändern, dafür macht er sie ein wenig schöner... und vielleicht verändert sich ja doch die Welt des einzelnen Zuhörers...

 

Jaimi Faulkner „Back Road“

Während der Vorgänger „Up all night“ (2015) eher poppiger ausgefallen ist, kehrt der australische Singer-Songwriter Jaimi Faulkner mit „Back Road“ wieder zu seinen musikalischen Wurzeln – dem Blues und Rock – zurück.

Gemeinsam mit seiner langjährigen Begleitband, bestehend aus Leon Den Engelsen (Klavier, Hammondorgel), Judith Renkema (Bass) und Luuk Adams (Schlagzeug), verschlug es den virtuosen Bluesrockgitarristen in ein altes Bauernhaus nahe Bremen, wo sie gemeinsam binnen vierzehn Tagen 11 neue Songs aufgenommen haben. Herausgekommen ist ein handgemachtes Album welches Blues, Rock, Americana, Singer- und Songwriterstuff mit einer winzigen Priese Pop vereinbart und durch den typisch unverwechselbaren Jaimi Faulkner Style wieder einmal zu einem einzigartigen Hörerlebnis wird.

Der sympathische Gitarrist und Sänger verwöhnt die Hörer mit einem abwechslungsreichen und genreübergreifenden Soundgewand. Der Opener „Like you did back then“ ist als Bindeglied zwischen dem vorherigen Album und dem aktuellen Album zu verstehen, da es aufgrund der Pop-Tunes recht flott und eingängig aus den Boxen strömt und von einem Stilwechsel nichts zu spüren ist. Auch „Big Lies“, welches mit einem kongenialen Gitarrenspiel aufwartet, lässt einen Richtungswechsel nur erahnen. Mit dem Titeltrack „Back road“ wird schließlich klar, dass der Musiker von Down Under zu seinen musikalischen Wurzeln zurückgekehrt ist und einen erfrischend modernen Blues zelebriert, der seinesgleichen sucht. Der Namensgeber des Longplayer weist unter anderem ein tolles Solo des Ausnahmegitarristen aus. Auch wenn Faulkner seinen Blues mit Rock und gelegentlichen Pop-Tunes anreichert und gekonnt rockige Songs mit Balladen mischt, klingt das Ganze nicht nach zusammengestückeltem Patchwork, sondern in sich schlüssig.

„Carousel“ begeistert nicht nur durch die gekonnten Tempi-, sondern auch durch die Stilwechsel zwischen Jazz, Pop und Blues. Das ist ganz große Musik! Ein weiteres Highlight bildet das sich in die Gehörgänge einschmeichelnde „Fire up your cylinder“ mit seinen wunderschön arrangierten Backing-Chor-Passagen und dem tollen Klavierspiel.

„Pockets of gold“ wirkt für Jaimi´s Verhältnisse schon fast experimentell. Aufgrund der Spielweise der Rhodes und Synths sowie dem Einsatz von Soundeffekten und ein wenig Hall wird der Nummer ein leichter geheimnisvoller psychedelic-touch verliehen. So hat man Jaimi Faulkner noch nie gehört.

“Overstayed my welcome” und „All my hope is gone“ sind typische Songs im Americana-Stil. Bei „Where does all the time go”, einer wahren Party-Nummer, zeigt der Musiker, wo der Blues-Rock Hammer hängt.

„Back road“ strotzt nur so vor Spielfreude und macht richtig Spaß. Der Wahl-Düsseldorfer legt ein Album vor, das deutlich kantiger und bluesiger anmutet. Jaimi Faulkner und seine Band fungieren als Einheit und versprühen pures „Live-Feeling“ was sicherlich auch daran liegt, dass bei den Aufnahmen überwiegend auf Overdubs verzichtet wurde. Dies kommt dem Sound zugute. „Back road“ ist ein Elf-Song-Parcours, mit dem sich der Australier wieder weitaus frontaler und vor allem blueslastiger präsentiert als auf dem Vorgänger.

Produziert wurde der Longplayer vom Meister himself! Sound- und klangtechnisch gibt es nichts zu bemängeln. Das Cover wirkt schon fast geheimnisvoll und für den Sunnyboy ein wenig düster, passt jedoch wunderbar zum Gesamtkonzept.

Der rote Faden dieser fabelhaften Scheibe, obwohl dies für all seine Outputs gilt, ist unverkennbar – Faulkners angenehme Stimme und sein geniales facettenreiches Gitarrenspiel. Gitarrenliebhaber werden ohnehin voll auf ihre Kosten kommen, da hier nur feinstes „Werkzeug“, wie Jim Dyson TV Special Jrn, Fender 1951 custom shop Telecaster, Duesenberg Starplayer, 1967 Gibson 120T, Gibson Flying V,Richard Wilson Style IV Weissenborn und Maton EM325CE zum Einsatz kommen.

Was der geneigte Fan auf „Back road“ zu hören bekommt, ist ein Musiker, der sich nicht auf erreichten Zielen ausruht, sondern der sich immer weiter vorantreibt, seine Musik weiterentwickelt und so auch relevant bleibt. Musik komponieren ist die eine Sache. Sie eindrucksvoll und adäquat umzusetzen eine andere. Jaimi Faulkner kann beides! Warum Faulkner noch nicht den Bekanntheitsgrad erlangt  hat, den er eigentlich verdient ist ein Rätsel! „Back road“ wird nun sicherlich auch in Deutschland endlich die Türen öffnen für einen der weltbesten Gitarristen und Sänger! „Back Roads“ is Jaimi Faulkner & Band at it´s best! “Back road” is a masterpiece!

"Back road" erscheint als CD im Jewelcase, als Vinyl und natürlich als Download!

 

Planting Robots – Roots

Samples, Effects und Programming – ist das überhaupt noch Musik? Im Fall von „Planting Robots“ in jedem Fall, denn ein Computer hat einem wirklich guten Musiker noch nie den Job geklaut und die drei Robots verstehen ihr Handwerk. Mit Dirk Hoppe (vocals & keyboards) verfügt die Band über einen exzellenten Sänger, der scheinbar mühelos sowohl die kraftvollen als auch die ruhigen Gesangsparts meistert und mit seiner klaren Stimme begeistert. Gitarrist Ingo Hassenstein (guitars & effects) hingegen entlockt seinem Instrument unglaubliche Sounds, wenn er auf dem Griffbrett zu zaubern beginnt. Mit Stephan Emig (drums & electronics) hat das Trio einen der wohl besten Drummer in ihren Reihen, den die Musiklandschaft zu bieten hat und der über die Jahre zu einem der  bestechendsten und innovativsten Drummer der heutigen Generation avanciert ist.

Herausgekommen ist eine spannende Mixtur aus Pop, Elektro-Pop, Rock und Prog mit unvorhersehbaren Wendungen und teils komplexen Arrangements, die es auf ihrem Debüt „Roots“ zu bewundern gilt! Ein Werk, welches nach zwei Jahren harter Arbeit und unzähligen Stunden im Proberaum unter Anleitung des Produzenten Arne Neurand entstanden ist, der bereits Bands wie die Guano Apes produziert hat. Das Ergebnis kann sich hören lassen! Aufgrund der unterschiedlichen Backgrounds der einzelnen Musiker ist das Debüt auch recht vielschichtig ausgefallen. Planting Robots streifen Musikgeschichte in Form der 80er New-Romantic-Ära, des 90er Beats, sowie älteren und neueren Pop und Prog-Rock Einflüssen. All diese Zutaten, gepaart mit enormer Musikalität ergeben ein zeitgemäßes und modernes Album, welches keine Langeweile aufkommen lässt.

Bereits der kraftvolle Opener „Yearning“ mit seinem Effektgewitter zeigt, wofür die Planting Robots stehen, denn elektronische Beats treffen auf handgemachte Musik und vereinen sich so zum „Electro Organic Prog-Pop“, wie die Band selbst ihren Stil bezeichnet! Nahtlos geht es in den zweiten Track „Afterglow“ über, welcher nahezu sphärisch beginnt sich aber im Verlaufe zu einer Rock-Prog Nummer steigert. Drummer Stephan Emig überzeugt hier abermals durch sein fantastisches Spiel und Timing!

Auf dem wunderschön arrangierten „Why would I leave“ gehen die Robots etwas ruhiger zu Werke und Dirk Hoppe zeigt abermals, dass er ein ausgezeichneter Sänger ist, der auch die hohen Töne problemlos meistert. Eine wunderschöne Nummer mit einem sehr schönen Text, die im Mittel- und Schlussteil mit einem Akkordeon sowie einem Walzer im ¾ Takt überrascht.

Überrascht wird der Hörer auch von „Time´ s up“ sein, da das Stück ein wenig aus dem Rahmen fällt. Während die Gitarre zu Beginn des Stücks noch eine rockige Nummer erwarten lässt, läuten deftige Beats und Computerstimme eine coole Dance-Sequenz ein. Mittendrin und zum Schluss der Nummer wird dann aber doch noch mal kurz gerockt!

Dass ein Stimmverzehrer durchaus auch seinen Reiz haben kann und seit den späten 90er nicht abgedroschen klingen muss, beweist der Song „Bittersweet“, der mit einem wahnsinns Gitarren- und Drumbeat aus den Boxen strömt.

Ruhiger und getragener schließt das Album mit „Colorful lies“ und man ist nach den letzten Klängen immer noch völlig verzaubert und das Trio schafft einen harmonischen und zugleich gelungenen Ausklang. Doch schon gleich möchte man wieder die Play-Taste betätigen und den Silberling, der als Digipack und einem sehr ansehnlich gestalteten Booklet mit Fotos und allen Texten daherkommt, von vorn hören.

Fazit:

Planting Robots überzeugen auf ihrem kurzweiligen Debüt „Roots“ mit ihrer einfallsreichen und genreübergreifenden Mixtur aus Electronic und handgemachter Musik auf der ganzen Linie! „Roots“ ist, mit ihren elf selbstkomponierten Stücken, ein experimentelles und abenteuerlustiges Album geworden, das Spaß macht! Mehrmaliges Hören lohnt sich, da man immer wieder ein neues Detail entdeckt. Man spürt förmlich den Enthusiasmus der Protagonisten und die pure Energie, die das Album versprüht. Auch klangtechnisch gibt es nichts zu bemängeln. Satter Sound, der perfekt abgemischt wurde und trotz der eingebauten Effekte keinesfalls überladen klingt. Die Songs, mal mid- mal uptempo sind absolut spannend in ihrem Aufbau gestaltet, so dass der Hörer nach den ersten Takten gar nicht vorhersagen kann, in welche Richtung sich der Song entwickelt. Schubladendenker werden es schwer haben, wer jedoch elektronischen Klängen nicht abgeneigt ist, wird an „Roots“ seine helle Freude haben. Hier passt alles zu 100%! So muss Musik mit elektronischen Einflüssen klingen! Die Planting Robots, dürften gleich mit ihrem Erstlingswerk die neue Speerspitze des Elektro-Prog bilden!

 

Nils Christopher – „Need to move at last“

 

Der Titel “Need to move at last” steht für musikalische Bewegung und Veränderung und ist zugleich ein Statement. 2012 mit seinem jazzigen „We can be“ als neuer Geheimtipp der deutschen Musikszene gestartet und gefeiert, folgten zahlreiche Konzerte und Festivals sowie die Formierung seines eigenen Trios mit Johanns Nebel (Bass) und Philipp Klahn (Drums). Während das grandiose Debüt weitestgehend am Klavier entstand, lag der Fokus im aktuellen Songwriting auf der Gitarre. Somit entfernte sich der Musiker und Sänger von seinen Jazzeinflüssen. Ein musikalischer Richtungswechsel schien somit vorprogrammiert. Das Ergebnis dieser „musikalischen Wandlung“ präsentiert der Songschreiber in 10 Eigenkompositionen, die er auf seinem Zweitwerk vereint hat. Der musikalische Richtungswechsel tut der Interpretation gut, da der Sound an Wärme und Intimität gewonnen hat. Durch das Zusammenspiel von Gitarre, Kontrabass und Cajon-Schlagzeug, das hier und da mit einigen Keys und Synths angereichert wird, wirkt der Klang des Trios geerdet! Hervorzuheben sind auch die wunderschönen mit viel Liebe zum Detail ausgearbeiteten Backings.

Auf der perfekt produzierten Scheibe klingt alles wie aus einem Guss. „Need to move at last“ strotzt nur so vor intensiven und eingängigen Kompositionen, wie gleich der Opener und Namensgeber des Albums beweist. Mit dem autobiografisch anmutenden Text läutet der aus dem Jazz kommende Musiker nicht nur seinen Richtungswechsel ein, sondern liefert einen in jeder Hinsicht erstklassigen ruhigen Singer-Songwriter Song ab.

Die Lyrics besitzen Reife und Tiefe und auch die Arrangements überraschen mit Variantenreichtum. Die unvorhersehbaren Breaks, Tempi- und Rhythmikwechsel sind regelrecht spannend. Man muss einfach zuhören, will keine Sekunde verpassen und wissen, wie sich der Song entwickelt. „Thinking about you“ beispielsweise steht nicht nur für hohe Songwriterkunst, was den wunderschönen Songtext anbelangt, sondern auch für das Geschick, einen „Lovesong“ spannend und unvorhersehbar in seinem musikalischen Aufbau zu gestalten. Aber auch der nötige Groove wie z.B. auf „But not without you“ kommt nicht zu kurz. Aber hier und da veredelt er seine Songs auch mit einer Prise Rock, wie auf „Still the same“ zu hören. Verträumt und sphärisch geht der Sänger und Gitarrist auf „Hundred“ zu Werke und liefert einen weiteren Beweis für die Vielschichtigkeit des Silberlings ab.

Man wird von Nils-Christophers Songs regelrecht umgarnt und fühlt sich bei Stücken wie z.B. „Running“ auf Wolken getragen, was nicht zuletzt auch auf die warme und weiche Stimme des Sängers zurückzuführen ist. Mal ruhig, mal laut, mal klagend, mal fordernd, meistert er mühelos alle Tonlagen. Sicherlich kommt ihm hier sein Studium für Jazz-Gesang zugute, doch er wirkt keinesfalls technisch wie aus dem Lehrbuch. Eine perfekte Sangesleistung die der Protagonist hier abliefert und seine Stimme zum wohl wichtigsten Instrument und Markenzeichen dieses Albums macht.

„Need to move at last“ ist ein Album voller Leidenschaft und Gefühl. Mit viel Liebe zum Detail sind 10 wundervoll und abwechslungsreich arrangierte Stücke entstanden, die spannend und unvorhersehbar auf die Zuhörer treffen und diese sowohl textlich als auch musikalisch sofort in den Bann ziehen! Auch nach mehrmaligem Hören entdeckt man immer wieder ein neues Detail, so dass bei dem kurzweiligen Hörvergnügen niemals Langeweile aufkommt. Das als ansehnliches Digipack veröffentlichte Album gehört mit zum Besten, was die Musikwelt hervorgebracht hat und gehört in jedes CD-Regal eines wahren Musikfans! Absolute Empfehlung!

 

Gregor Meyle - "Die Leichtigkeit des Seins"

 

Der für seine ausdrucksvollen – und vor allem – starken Texte bekannte Singer-/Songwriter veröffentlicht mit „Der Leichtigkeit des Seins“ sein nunmehr fünftes Studioalbum. Vor allem Fans der ersten Stunde dürften diesen Output nicht nur sehnsüchtig sondern auch mit Spannung erwartet haben. Wie mag sich der Songpoet nach all den Jahren weiterentwickelt haben und welche Einflüsse mögen auf den Musiker eingewirkt haben, der aufgrund der TV-Sensation „Sing meinen Song“ und dem eigenen Format „Meylensteine“ mit vielen Künstlern aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen zusammengearbeitet hat?

Doch hier kann sofort Entwarnung gegeben werden! Wo Gregor Meyle drauf steht, ist auch Gregor Meyle drin! Die Kreativität des deutschen Songschreibers ist immer noch ungebrochen, das offenbart eindrucksvoll sein überaus großes musikalisches und lyrisches Spektrum auf dem, abermals von Christian Lohr produzierten, Longplayer. Hier wird nicht geprotzt, sondern auf hohem Niveau musiziert. Immer noch auf dem Boden geblieben, hat er sich Meyle lediglich einen großen Traum erfüllt, nämlich erstmals mit einem Streicher Quartett, dem „Solis String Quartett“, zusammenzuarbeiten, was der „Leichtigkeit des Seins“ völlig neue Klang- und Gefühlsfarben verleiht!

Gleich die erste gleichnamige Singleauskopplung wartet schon mit einer kleinen Überraschung auf. Während Meyle herzberührend, ehrlich und authentisch von der „Leichtigkeit des Seins“, übrigens seit dem Debüt der erste richtige Titelsong, berichtet, überzeugt der Song musikalisch mit ungewohnt bombastischen Passagen. Es ist faszinierend, wie Meyle mit der deutschen Sprache umgeht. Mit scheinbar einfachen Worten schafft er es immer wieder, Geschichten zu erzählen, ohne dabei in die Peinlichkeit abzudriften. Allein die Textzeile „wir haben zuviel Luxusprobleme; was glücklich macht, weiß jedes Kind“ bringt den Tenor des Album, welches ein Aufruf zu mehr Herzlichkeit, Frieden und Liebe ist, auf den Punkt!

Es ist wieder ein autobiographisches Album entstanden, welches tief in die Seele des Musikers blicken lässt. So schaut er beispielsweise im Song „Folge dem Licht“ auf seinen bisherigen musikalischen Weg zurück und zugleich auch voraus, während er sich in „Die Tapfere“ mit einem ganz persönlichen Schicksalsschlag auseinandersetzt. Der Silberling dürfte jedoch auch diesmal wieder zum Soundtrack aller Lebenslagen der Fans und Zuhörer avancieren, da er viel Raum für Eigeninterpretationen bietet und man sich in vielen „Geschichten“ selber wieder findet! Die 10 neuen Songs laden zum Träumen, Freuen, Tanzen aber auch zum Innehalten, Nachdenken oder Weinen ein.

Mit „So weit, so gut“ hat der Songschreiber ein altes Schätzchen ausgepackt, welches er bereits 2010 immer wieder mal live dargeboten hat. Fans und Crowdfundingunterstützer zum Album „Meile für Meyle“ dürfte dieser Song auf jeden Fall bekannt sein, da die Ursprungsversion als Bonustrack den Vorbestellern zum Geschenk gemacht wurde. Nun wartet dieses wundervolle Stück Musik mit einem etwas schnelleren Tempo, dem Streicher-Quartet und Xavier Naidoo als Duettpartner auf! Das zweite Duett auf dem Longplayer dürfte die nächste Überraschung darstellen, da Meyle mit Charlie Winston (der auch den Text geschrieben hat), erstmals einen englischsprachigen und nicht selbstkomponierten Song auf einem eigenen Album (den „Meylensteine“-Soundtrack mal ausgenommen) veröffentlicht, der von einer wahren und tiefen Freundschaft handelt.

Auch aus musikalischer Sicht zeigt sich der Mann mit Bart, Hut und Brille facettenreich. Während der Opener „Alles wird gut“ beinahe orchestral die Ohren der Zuhörer umschmeichelt, strömt „Pack dein Scheiß“ mit ordentlich Tempo und einem irischen Touch aus den Boxen und animiert zum Mitwippen! Auch gibt es wieder so viele wunderbare „echte“ Instrumente wie Wurlitzer, Glockenspiel, Tambourine, Vibraphone, Tubular Bells, Ukulele, Dobro, Akkordeon oder Harmonium zu hören, die neben Gitarre, Bass und Piano allesamt von Produzent Christian Lohr und Gregor Meyle selbst eingespielt wurden. Eine Wohltat, da abermals auf Samples oder gar Loops verzichtet wurde. Selbst ein Holzhoffer („Pack dein Scheiß“) oder das Hackbrett („Real true friends“) kommen hier zum Einsatz!

Die CD erscheint als aufwendig gestaltetes Digi-Pack, angereichert mit einigen Fotos, die zum Teil während der Aufnahmesession geschossen wurden und farblich wunderbar in das Gesamtkonzept des Booklets eingebettet wurden. Natürlich dürfen auch die Texte zu den Songs nicht fehlen, die der Fan jedoch nach mehrmaligem Hören ohnehin ziemlich schnell auswendig mitsingen kann, da sich die Songs auf angenehme Weise sofort in den Gehörgängen festsetzen.

Mit „Der Leichtigkeit des Seins“ geht Gregor Meyle seinen musikalischen Weg, im großen Musikbusiness angekommen, weiter, ohne sein Gesicht zu verlieren, sich zu verbiegen, ständig zu Wiederholen oder an Glaubwürdigkeit zu verlieren! Die Songs wirken noch lange nach, was wohl daran liegt, dass das Album nicht für den Schnellkonsum ausgelegt ist. Etwas anderes kann man zum Glück von einem Gregor Meyle Album auch einfach nicht erwarten. Es lohnt sich genauer zuzuhören, denn es ist immer noch Musik, die aufgrund ihrer emotionsgeladenen und innovativen Arragements, Herz und Seele berührt! Aber der Sänger, dessen Stimme mit zunehmenden Lebens- und Karrierejahren immer besser und vor allem ausdrucksstärker wird, lässt auch eine gewisse Weiterentwicklung erkennen, die für die großen Bühnen unvermeidlich ist. So funktionieren seine Songs nicht nur auf den kleinen Konzertbühnen sondern auch auf den riesigen Festivalbühnen. „Die Leichtigkeit des Seins“ reiht sich somit nahtlos in die großartige Gregor Meyle Diskographie ein. Danke Gregor für dieses wundervolle Album! Wir werden gemeinsam mit Dir dem Licht folgen!

 

C.B. Green – „Change“

Musik in seiner schönsten und reinsten Form - geradlinig und ehrlich!

Mit seinem neuen und vierten Werk „Change“ (2015) markiert C.B. Green seine persönliche und zugleich eine musikalische Wandlung. So stellt das neue Album auch eine Selbstreflektion dar. Produziert von Nosie Katzmann bringt der sympathische Sänger und Songschreiber seine Musik, elf Stück an der Zahl, auf den Punkt und reduziert diese auf das Wesentliche. Herausgekommen ist ein wunderschöner Longplayer im typischen Singer-Songwriter Gewand ohne Effekthascherei stattdessen mit Wohlfühlfaktor! Dabei hat sich der Musiker einige alte Songs vorgeknöpft (z.B. die Ballade „In time, too soon“ oder das witzige „I better run“), diese neu arrangiert und mit vielen neuen Stücken angereichert. Obwohl die einzelnen Songs somit über eine Zeitspanne von mehreren Jahren entstanden sind, klingen sie wie aus einem Guß!

Wie auf den bisherigen Alben ist dem Sänger auch die inhaltliche Botschaft wichtig: Ob mit dem selbstbewussten „It is me“, mit dem er ein Statement setzt, „Das bin ich, so bin ich“, dem selbstreflektierenden Titelsong oder dem mutmachenden, „Somebody´s hero“, einem mit der schwedischen Sängerin Anna Sahlene aufgenommenem Midtempo-Duett, spricht er sich und dem Zuhörer gleichermaßen aus dem Herzen! Immer wieder hervorzuheben ist auch das tolle Gitarrenspiel des Sängers wie z.B. bei „You give an answer“, einer sehr einfühlsamen Liebesballade.

Fans der ersten Stunde werden bei den Neuinterpretationen von etwa „You and me“ das eine oder andere Freudentränchen verdrücken und in Erinnerungen schwelgen. Neu hinzugekommene Fans werden den Silberling vom ersten Ton an genauso lieben wie die treue Fanbase!

Seine angenehme, markante und zugleich ausdrucksstarke Stimme ist sicherlich das Markenzeichen des aus Neuburg an der Donau stammenden Musikers. Eingebettet in wundervollen Arrangements aus Gitarre, Drums, Percussion, Keyboards und Pedal Steel ist es zugleich das wichtigste Instrument von C.B. Green, welches er perfekt beherrscht und gekonnt einsetzt! Aber auch sein untrügliches Gespür für eingängige und herzergreifende Melodien zeichnen den Musiker immer wieder aus! Dass C.B. bei der Produktion gänzlich auf jegliche technische Spielerei verzichtet und stattdessen konsequent auf akustischen Sound und überdies auf klassische Songstrukturen setzt, runden „Change“ auf angenehmste Weise schlüssig ab und machen das Werk in der heutigen schnelllebigen Zeit zu etwas ganz Besonderem! Mit diesem Album, welches einfach in jede anständige Musiksammlung gehört und als ansehnliches Digipack daherkommt, belegt C.B. Green abermals, dass die Attribute authentisch und ehrlich noch viel mehr sein können als Marketingschlagworte. So muss ehrliche und handgemachte Musik klingen! Fantastisch!

Mit „Change“ hat C.B. Green ein zeitgemäßes aber auch zeitloses Album geschaffen und verbreitet mit seinem ohrwurmverdächtigen Akustik-Pop eine hinreißend positive Stimmung, der man sich nicht entziehen kann!  Dieser Output ist eine wundervolle musikalische Reise die emotional, leidenschaftlich, mitreißend und einfühlsam zugleich ist. „Change“ ist ein Rückblick und Ausblick im Hier und Jetzt zugleich! Bitte mehr davon!